Wege zur Teilhabe nach
dem
Schulabschluss für junge Menschen mit Behinderungen in
Tübingens russischer
Partnerstadt Petrozavodsk
Die
Situation
Teilhabe am Arbeitsleben und
am Sozialleben überhaupt von Menschen mit Behinderungen findet
in Russland
immer noch kaum statt. Mehr als 11 Millionen Menschen (rund 8 % der
Gesamtbevölkerung von 143 Millionen) leben in Russland mit
einer Behinderung,
nur weniger als 10 % haben Arbeit. In Karelien, der nordwestlichsten
Republik
der russischen Föderation, waren 2006 mit rund 83.000 sogar 12
% der
Gesamtbevölkerung von rund 700.000 mit einer Behinderung
registriert. 500 davon
haben sich 2006 in der Hauptstadt Petrozavodsk an die
Arbeitsvermittlung
gewandt (die tatsächliche Zahl der Arbeitslosen mit
Behinderung ist wesentlich
höher), nur 0,5 % der offenen Stellen wurden ihnen angeboten.
Dabei wären
genügend Arbeitsplätze da. Die Wirtschaft expandiert,
die Geburtenrate geht
zurück und die Gesellschaft wird immer älter, in
Karelien ist heute schon jeder
Fünfte im Ruhestand.
Aber weder private noch
staatliche Unternehmen haben Interesse an der Einstellung von Menschen
mit
Behinderungen und wenn doch einmal, scheitert es meist an fehlender
Barrierefreiheit und der Notwendigkeit spezieller Ausrüstung
am Arbeitsplatz.
"Wenn die gesetzliche Basis des sozialen Schutzes der Behinderten und
der
Unterstützung der Unternehmen, die die Arbeit dieser
Bürger nutzen, weiter so
unzureichend bleibt, kann mit einer prinzipiellen Änderung der
Beschäftigungssituation der Behinderten nicht gerechnet
werden", fasst ein
Bericht der Petrozavodsker Arbeitsvermittlung die Situation zusammen.
Die
Betroffenen bringen das so auf den Punkt: "Wenn Menschen mit
Behinderung
18 sind, sind sie nicht mehr behindert." Die Zentren der
Arbeitsvermittlung
sind nicht in der Lage, auf die speziellen Bedürfnisse der
Menschen mit
Behinderungen einzugehen. Die Arbeitgeber und selbst die Menschen mit
Behinderungen sind kaum wenigstens über das geringe vorhandene
soziale
Leistungsangebot informiert. Die Möglichkeiten aufeinander
zuzugehen sind
völlig unentwickelt. Es ist wie bei uns vor 40 Jahren. Nur
zivilgesellschaftliches Engagement kann die Situation
verändern. Ansätze gibt
es, aber sie haben es viel schwerer als wir damals. Auch die Demokratie
ist ja
noch sehr unentwickelt, höflich gesagt.
Können
die
deutschen Erfahrungen hier helfen?
Diese Frage gewann in der
Zusammenarbeit von Harald Kersten, selbst sehbehindert, mit
verschiedenen
Einrichtungen und Vereinen für Menschen mit Behinderung in
Petrozavodsk im
Rahmen der Städtepartnerschaft mit Tübingen seit 1999
immer größere Bedeutung.
Von Anfang an stand die Teilhabe am Arbeitsleben im Mittelpunkt, zuerst
bei der
Unterstützung der Einführung von Computerunterricht
am Republikanischen Sonderschulinternat
für Sehbehinderte. Erst nach
und nach stellte sich heraus, dass die Schulleitung vom Recht nicht
viel hielt,
versuchte, gespendete Technologie nur für die eigenen Zwecke
zu gebrauchen und
ihre Nutzung den Schülern vorzuenthalten. Dies konnte gestoppt
werden durch
mutige Journalisten und eine mutige Interessenvertreterin der
Sehbehinderten,
die gegen die Ausbeutung der Schüler durch diese Schulleitung
sogar erfolgreich
die Staatsanwaltschaft einschalten konnte. Ermutigt durch diese
Entwicklung
konnten schließlich die Schüler sogar die
Ablösung dieser Schulleitung
durchsetzen. Für das Sonderschulinternat
für Körperbehinderte war gerade ein
partnerschaftlicher Kontakt mit der
Mössinger Schule der
Körperbehindertenförderung Neckar-Alb
angebahnt, als seine ohnehin geringen
Mittel für sein Berufsvorbereitungsprogramm, das beste einer
Sonderschule in
ganz Karelien, drastisch gekürzt wurden. Durch eine Konferenz
mit
Organisationen für Menschen mit Behinderungen in
Tübingens Partnerstädten, die
die Lebenshilfe Tübingen
2002 organisierte,
entstand auch ein Kontakt zu einem Verein, der insbesondere Familien
mit
Kindern mit geistiger Behinderung unterstützt, Osoboja
Semja (Die besondere
Familie). Er hat ein Freizeitprogramm für junge
Erwachsene, die so gut wie
keine Chance für einen Arbeitsplatz haben, denn oft haben sie
nur eine geringe
oder gar keine Schulbildung. Auch wenn sie ein Recht darauf haben, kann
sie
ihnen am leichtesten verweigert werden, indem sie für nicht
schulfähig gehalten
werden.
Gemeinsam
wurde erkundet und geplant
Auf Bitten und in
Kooperation mit den Petrozavodsker Partnern begann Harald Kersten 2004
zusammen
mit Antonie Platz von der Lebenshilfe Tübingen
gezielt einen Vorschlag
zu erarbeiten, wie unsere Erfahrungen für ein Konzept zur
Unterstützung der
Teilhabe junger Menschen mit Behinderungen nach dem Schulabschluss
fruchtbar
gemacht werden könnten. Fachlich unterstützt wurden
sie von Willi Hemming, der langjährige
Erfahrung in der Arbeitsvermittlung von Menschen mit Behinderung und
ihrer
Begleitung am Arbeitsplatz (job coaching)
hat. Ausführliche Erkundungen
vor Ort machten den Anfang, ermöglicht durch die Vermittlung
des Karelischen
Vereins Vsaimodeistvie (Zusammenarbeit) und seiner
in Tübingen nicht
unbekannten Vorsitzenden, der Professorin für Deutsch
Valentina Dvinskaja, der
die Mittel verwaltet, die für die Unterstützung der
Arbeit für Menschen mit
Behinderungen seit vielen Jahren aus Tübingen kommen,
insbesondere von der ev.
Martinsgemeinde, und seit 6 Jahren auch von der
deutsch-schweizerischen Werner
Peter Schmitz-Stiftung . Und damit waren für die
gemeinsame Entwicklung
eines Konzepts auch schon die Sprachprobleme gelöst. Auf
deutscher Seite kam
als Partner zur KBF noch die Stuttgarter Nikolauspflege
hinzu,
die große Einrichtung für Sehbehinderte und Blinde
mit integrativ orientiertem
Berufsbildungswerk. Auf russischer Seite kam die sehr aktive Petrozavodsker
Sektion des russischen Blindenverbands hinzu, das Sozialhilfezentrum
Istoki (Quellen), eine zentrale kommunale Einrichtung, zu
deren verschiedenen
Aufgaben auch die ambulante Unterstützung von Familien mit
Menschen mit
Behinderungen gehört, und das Rehabilitationszentrum
der Kommunalen
Poliklinik für Kinder und Jugendliche Nr. 2, das
auch ein
sozialpsychologisches Angebot macht.
Ergebnis der ersten
Erkundungen war, dass zur Diskussion und Bewertung des
möglichen Nutzens
unserer Erfahrungen ein vertiefender Besuch von deutschen Experten in
Petrozavodsk und ein Besuch der Partner in Tübingen
erforderlich war. Dies fand
2006 statt mit Unterstützung der Aktion Mensch,
der ev.
Martinsgemeinde Tübingen und der W.P.
Schmitz-Stiftung (http://www.schmitz-stiftung.de). Der Arbeitsbesuch in
Russland, an dem mit Harald Kersten und Willi Hemming auch Brigitte
Jegler,
Leiterin des Integrationsbereichs der Nikolauspflege
als weitere
Expertin teilnahm, führte auf Wunsch der W.P.
Schmitz-Stiftung auch nach
Pskov, wo diese Einrichtungen fördert, die für ganz
Russland Modellcharakter
haben, wie insbesondere die erste russische Schule speziell
für Kinder mit
geistiger Behinderung. Sie und ihr deutscher Partner, die Initiative
Pskov
in der ev. rheinischen Landeskirche (http://www.initiativepskow.de/), ist ein weiterer Partner
für die Petrozavodsker Aktivität. In
Tübingen und Umgebung bekamen dann die
Petrozavodsker Partner einen intensiven Einblick in die Praxis des
Konzepts der
Unterstützten Beschäftigung, wie es die Lebenshilfe
Tübingen erfolgreich
praktiziert, in die integrative Arbeit der KBF und
der Nikolauspflege,
in die Arbeit einer zeitgemäßen WfbM, des
Reha-Technik-Unternehmers und
Lokalpolitikers im Rollstuhl Willi Rudolf, sowie in die
Situation in
Behörden (Regierungspräsidium), und – die
Erfahrung der Selbstorganisation, für
die das Koordinationstreffen der Behindertengruppen
in Tübingen steht.
Partnerschaftliche
Hilfe zur Selbsthilfe auf gleicher Augenhöhe - das war von Anfang an das
Grundverständnis der hier
geschilderten Zusammenarbeit für die und mit den Menschen mit
Behinderungen in
Petrozavodsk. Begonnen hatte sie noch auf der Basis der
West-Ost-Gesellschaft
in Baden-Württemberg e.V. Früh zeigte sich aber, dass
ein solcher bloßer
Partnerschafts- und Völkerverständigungsverein mit
dieser Aktivität überfordert
ist. An diesem Punkt wechselte sie zu AMICI e.V., dessen Arbeit sich
damit auf
Russland ausdehnte. Damit war diese Arbeit bei genau dem richtigen
Träger
angekommen: Kompetent auf Selbsthilfe orientiert mit großer
Erfahrung in der
Arbeit für Menschen mit Behinderungen unter den speziellen
Bedingungen in
Osteuropa.
Eine Agentur zur
Unterstützung der Teilhabe am
Arbeitsleben und der Lösung anderer Alltagsprobleme
für junge Menschen mit
Behinderungen
Diese Agentur aufzubauen,
auf der Basis einer NGO, war das Resultat der Auswertung der
Planungsphase, die
noch am Ende des Besuchs in Tübingen stattfand, unter
Beteiligung auch der W.P.
Schmitz-Stiftung, die die Grundförderung
übernahm. Im September 2007 zum
Beginn des neuen russischen Schuljahrs hat die Agentur ihre Arbeit
aufgenommen.
Leiter ist der Arzt, Psychologe und Mediator Dr. Oleg Junilainen,
der
Pionier der Arbeit für junge Menschen mit Behinderungen in
Petrozavodsk, dessen
Arbeit aus Tübingen durch die ev.
Martinsgemeinde schon seit über 15 Jahren
unterstützt wird. Träger der
Agentur ist die NGO Lad (Eintracht), die Beratung
und Training in
sozialen Konfliktsituationen anbietet. Diese NGO hat Junilainen schon
vor
Jahren als organisatorische Basis seiner Arbeit gegründet.
Weitere Mitarbeiterin
ist die Pädagogin und Ökonomin im Rollstuhl Vera
Gawrilina. Sie ist auch
Vorsitzende des Dachverbands Assoziation
Karelischer Vereine für Menschen mit Behinderung. Im
Mittelpunkt der Arbeit
steht die Vermittlung von Arbeitsplätzen und die -
ehrenamtliche - Begleitung
am Arbeitsplatz bei Problemen, aber der Ansatz der Agentur ist
ganzheitlich.
Nach Kapazität soll auch in anderen Problemfeldern zumindest
durch Beratung unterstützt
werden. Den Raum für die Agentur stellt die Städtische
Sonderschule für Menschen mit Lernschwierigkeiten
zur Verfügung, die in
Russland auch die Schule für die Kinder und Jugendlichen mit
geistiger
Behinderung ist.
Zielgruppen
und Aktivitäten
·
Zuerst die
jungen Menschen
mit Behinderung im Alter von 15-29 Jahren. Ihre individuelle Betreuung
ist die
Grundlage der Arbeit: Diagnose ihrer individuellen
Möglichkeiten, Bedürfnisse,
Probleme und umfassende Beratung, die nicht auf die Hilfe bei der
Arbeitssuche
beschränkt ist; Information über die gesetzlichen
Ansprüche, Bewerbungstraining,
Training zur Stärkung des Selbstbewusstseins – sehr
wichtig, weil aufgrund der
gesellschaftlichen Situation chronisch unterentwickelt.
·
Die privaten
und staatlichen
Arbeitgeber: Durch Informationsgespräche sollen Vorurteile
abgebaut werden;
intensive Kontaktpflege, um Arbeitsplätze für
Menschen mit Behinderung zu
gewinnen.
·
Alle
Sonderschulen:
Unterstützung in der Organisation von berufsorientierenden
Unterrichtsangeboten.
·
Die in der
Arbeitsvermittlung, der Berufsausbildung, der Sozialhilfe und der
medizinischen
Versorgung Tätigen: Auch ihnen sollen Informationsangebote und
außerdem Angebote
zum Training eines toleranten, partnerschaftlichen Verhaltens
gegenüber jungen
Menschen mit Behinderungen gemacht werden.
·
NGO, die
sich für Menschen
mit Behinderung engagieren
·
Schließlich
die
gesamte Öffentlichkeit, um die Anerkennung der Menschen mit
Behinderungen als
gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft zu stärken.
Was
ist seither geschehen?
·
Zu vielen privaten und
öffentlichen Unternehmen und
Einrichtungen wurde Kontakt hergestellt. Mit einigen privaten und
kommunalen
und republikanischen Unternehmen und Einrichtungen wurden
Vereinbarungen zur Zusammenarbeit
unterzeichnet (der städtische Müllentsorgungsbetrieb,
eine private
Raumreinigungsfirma, ein Heim für alte Menschen und Menschen
mit Behinderung
u.a.).
· Bis jetzt konnten 8
Arbeitsplätze vermittelt werden, 4 direkt
und 4 durch unterstützende Beratung. Bei den Klienten handelte
es sich
vorwiegend um Menschen mit Körperbehinderung und auch eine
Klientin mit
Lernschwierigkeiten. Vermittelt werden konnten Lagerarbeit, ein
Wächterjob,
Putztätigkeiten, aber auch eine Buchhaltungsstelle, eine
Managertätigkeit in
einer Werbeagentur, eine Stelle für eine Psychologin in einem
Reha-Zentrum und
eine Stelle für eine Erzieherin. Zur Zeit laufen mehrere
Vermittlungsverfahren,
die noch nicht abgeschlossen sind. Verglichen mit den
Vermittlungsquoten bei uns
ist das ein gutes Resultat und, anders als nach den Erfahrungen bei uns
bewährt
sich in Petrozavodsk bei der Arbeitssuche für Menschen mit
Behinderung auch die
Werbung über Zeitungen.
· Allein im ersten Jahr wurden rund
200 Beratungen
durchgeführt, nicht nur im Büro der Agentur, sondern
auch in verschiedenen
sozialen Einrichtungen, zu deren Klientel Menschen mit Behinderung
gehören.
Dabei ging es nicht nur um Fragen der Arbeitsvermittlung, sondern auch
um
andere Alltagsprobleme (Wohnen, Studium und Ausbildung, Gender-Fragen).
Ein
Qualitätsbeweis der Beratungstätigkeit ist, dass
viele Klienten wiederkommen.
· Für die Abschlussklasse
der Sonderschule für
Körperbehinderte machte Vera Gawrilina ein
Peer-Counselling und –trainingsangebot. Dies ist so
erfolgreich, dass es auch auf
weitere Gruppen von Menschen mit Behinderung ausgedehnt werden soll.
·
An der Sonderschule
für
Menschen mit Lernschwierigkeiten hat die Agentur
Gespräche zur
Berufsorientierung mit den Absolventen der Abschlussklasse, ihren
Eltern und
den Lehrern initiiert.
· Die Mitarbeiter haben an
verschiedenen Veranstaltungen
städtischer Einrichtungen und auch von NGOs teilgenommen, in
denen es um das unabhängige
Leben der Behinderten ging.
· Seit dem Frühjahr 2008
besteht eine Kooperation mit dem Lehrstuhl
für Sozialarbeit an der Staatlichen
Universität von Petrozavodsk. Für die
StudentInnen dieses Studiengangs
bietet die Agentur Praktika an. Sie begegnen hier in der Regel erstmals
Menschen
mit Behinderung und werden so erst im Praktikum an ihre Probleme
herangeführt.
Die Kooperation eröffnet damit für die
zukünftigen SozialarbeiterInnen ein ganz
neues Arbeitsfeld. Eine der beiden ersten Praktikantinnen arbeitet seit
Anfang
diesen Jahres als Assistenin von Vera Gawrilina fest im Projekt mit.
· Im letzten Herbst bot die Agentur
auch drei Studenten des
Studiengangs Werbung eines Colleges (Fachschule für
Berufsausbildung) eine
Praktikumsmöglichkeit, darunter zwei Studenten mit
Hörbehinderung. Zusammen mit
Studenten der Sozialarbeit erarbeiteten sie die Grundlage für
einen Führer zu
barrierefreien Orten in Petrozavodsk, insbesondere auch
Behörden, medizinische,
Sozial-, Bildungs- und Kultureinrichtungen. Der Führer ist
sowohl für die
Bürger der Stadt wie auch für Touristen mit
Behinderung gedacht. An seiner
Fertigstellung wird jetzt gearbeitet.
· Eine Internet-Seite der Agentur
ist im Aufbau.
Für die
Öffentlichkeitsarbeit der Agentur ist die Öffnung des
Weges aufeinander zu, die
"soziale Vermittlung" aller gesellschaftlichen Gruppen zentral. Die
NGO LAD hat auch in ihr Angebot von Trainingsmaßnahmen zur
Bewältigung von
Konfliktsituationen und zur Erweiterung der kommunikativen Kompetenz,
das von sozialen
Einrichtungen und Behörden genutzt wird, einen Themenblock
"Tolerante
Beziehung zu Menschen mit Behinderung" fest eingebaut.
Auch wir haben zum Ziel der
"sozialen Vermittlung" durch zwei Aufenthalte in Petrozavodsk
beigetraten.
Zum Beginn des Projekts unterstützte Harald Kersten zusammen
mit einem jungen
Mann mit Behinderung von der Lebenshilfe Tübingen, der in der
Produktion der
Firma Walter in Tübingen arbeitet, und einem Mitarbeiter der
Lebenshilfe
Tübingen eine Woche lang die Mitarbeiter
der Agentur in der Vorstellung ihres Konzepts und der Werbung
für es bei sozialen
Einrichtungen, städtischen und republikanischen Stellen in
Petrozavodsk. Und im
September 2008 war Gotthilf Lorch eine Woche in Petrozavodsk. Er war
mit dem
eigenen Auto gekommen und hat schon durch sein Beispiel demonstriert,
dass und
wie es möglich ist, auch mit hohem
Unterstützungsbedarf Barrieren zu überwinden.
Vor Studenten, in Vereinen, einem Reha-Zentrum, in der Schule
für
Körperbehinderte und auch bei der Stadtverwaltung von
Petrozavodsk hat er von
seinen langjähirgen Erfahrungen im Engagement für die
Gleichstellung der Menschen
mit Behinderung berichtet und natürlich auch die Agentur
besucht, wo er auch
einige Menschen getroffen hat, denen schon Arbeitsplätze
vermittelt werden konnten.
Die Demonstration des Besuchs für die Überwindung von
Barrieren fand auch in
den Medien große Resonanz.
Damit ist über das
Projekt
hinaus nach 20 Jahren Städtepartnerschaft endlich auch ein
erster
demonstrativer Schritt gemacht, dass auch Bürger mit
Behinderung aus Tübingen
und Petrozavodsk einander begegnen, was zwischen Bürgern ohne
Behinderung schon
seit langem stattfindet. Ein nächster wird sein, dass wir
Menschen mit
Behinderung aus Petrozavodsk zu uns nach Tübingen einladen.
Auch ein Besuch von Vera
Gawrilina in Tübingen ist in Planung. Mit der Beziehung zu dem
Dachverband, den
sie vertritt ist eine gute Grundlage dafür gegeben, den
partnerschaftlichen
Kontakt zu und Austausch mit Petrozavodsker Vereinen und Gruppen weiter
zu
entwickeln. Und sie wird hier auch die Praxis der Begleitung bei
Problemen am
Arbeitsplatz näher kennenlernen. Darin gibt es in Russland
bislang keine
Erfahrung, eben weil die Beschäftigung von Menschen mit
Behinderung auf dem
Arbeitsmarkt noch ganz am Anfang steht. Hier fehlt es entsprechend den
Mitarbeitern der Agentur auch noch an Know-how – und auch an
Kapazität. Perspektivisch
ist das ein Tätigkeitsfeld insbesondere für die
studentischen Praktikanten, die
die Agentur inzwischen betreut.
Im nächsten Jahr
läuft die
deutsche Grundförderung aus, die, wie alle
ausländische Förderung für solche
Projekte nur Anschubförderung sein kann. Der Übergang
in russische Finanzierung
ist noch ungewiss. Spenden für unsere Aktivität sind
also sehr erwünscht:
Spendenkonto: 278
8090 Kreissparkasse Tübingen BLZ:
64150020, Stichwort "Petrozavodsk"
Kontakt:
Harald Kersten,
Weißdornweg 14/130,
72076 Tübingen, Tel. 07071 640265, harald.kersten@gmx.com
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Lehrmaterial Gärtnerei WfgM Pskov |
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